Geschichte des Evangelischen Kirchenkreises Paderborn

175 Jahre - Evangelisch in Vielfalt - 1840-2015

Der Evangelische Kirchenkreis Paderborn wurde 1840 gegründet. Zuvor war sein Gebiet Teil des Kirchenkreises Bielefeld.

Die Geschichte einiger der evangelischen Kirchengemeinden im Kirchenkreis Paderborn reicht bis in die Zeit der Reformation im 16. Jahrhundert zurück. Dazu gehören Amelunxen, Bruchhausen, Herlinghausen und Höxter (alle im Kreis Höxter). Die Mehrzahl der Kirchengemeinden entstand Mitte des 19. Jahrhunderts. Auch die im 19. Jahrhundert entstandenen evangelischen Gemeinden haben Vorläufer in der Reformationszeit. Diese waren aber in der Gegenreformation untergegangen.

Im Jahr 1814 hatte eine Bestandaufnahme der preußischen Behörden ergeben, dass es lutherische Gemeinden in Amelunxen, Buchhausen und Höxter sowie eine neu entstandene protestantische (unierte) Gemeinde in Paderborn gab. Die hessisch-reformierte Gemeinde Herlinghausen (bei Warburg) wurde von den Behörden noch übersehen.

Wegen der großen Entfernung nach Bielefeld und der schlechten Straßenverhältnisse entstand bereits auf der Bielefelder Kreissynode im Jahr 1835 die Idee eines eigenen Kirchenkreises Paderborn. Im Jahr 1838 beschloss die Provinzialsynode drei neue Kirchenkreise: Paderborn, Vlotho und Halle/Westfalen. Die Diaspora brauche eigene Superintendenten, hieß es zur Begründung.

Die konstituierende Sitzung der Kreissynode wurde für den 21. Oktober 1840 nach Höxter einberufen. Vertreten waren sieben Pfarrer und sieben Presbyter aus sieben evangelischen Kirchengemeinden: Amelunxen, Bruchhausen, Büren, Höxter, Lichtenau, Paderborn und Warburg. Herlinghausen war wie bei der Visitation 1814 übersehen worden. Der Evangelische Kirchenkreis Paderborn zählte 1840 rund 5.000 Gemeindeglieder. Zum ersten Superintendenten des Kirchenkreises Paderborn wurde Pfarrer Friedrich Baumann (1787-1856) aus Paderborn gewählt. Auf der letzten von ihm geleiteten Kreissynode im Jahr 1856 erklärte Superintendent Baumann rückblickend, dass die Trennung von Bielefeld dem Kirchenkreis Paderborn „zum Vorteil gereicht“ habe.

In der Zeit des Nationalsozialismus zeigte sich Superintendent Johannes Nobbe 1933 noch begeistert. Später schloss er sich mit dem Höxteraner Presbyterium der Bekennenden Kirche (BK), der Oppositionsbewegung evangelischer Christen gegen die Gleichschaltung und das Regime, an. Den Deutschen Christen (DC), die den Protestantismus an die Ideologie des Nationalsozialismus angleichen wollten, hatte sich von Anfang an Pfarrer Friedrich Neumüller (Beverungen) verschrieben.

Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg die Zahl der evangelischen Christinnen und Christen im Kirchenkreis Paderborn durch den Zuzug von Flüchtlingen stark an. 1955 waren es knapp 51.000 (1930 über 16.000). Ab den 1980er und 1990er Jahren wuchsen die Gemeinden im Kirchenkreis durch Spätaussiedler noch einmal deutlich an. 1990, im Jahr des 150. Bestehens des Kirchenkreises, wurden gut 70.000 Gemeindeglieder in 24 Kirchengemeinden gezählt, 2005 waren es über 84.000.

Im Jahr 2004 wurde Pfarrerin Anke Schröder als erste Frau zur Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Paderborn gewählt. Ab den 2000er Jahren begann der Kirchenkreis auf zurückgehende Kirchensteuereinnahmen und den demografischen Wandel mit weniger und älteren Gemeindegliedern zu reagieren. Durch den Abbau von Pfarrstellen, ein neues Finanzausgleichssystem und die Vereinigung von Kirchengemeinden wurden die Strukturen mit Blick auf die Zukunft umgebaut.

2015 gehören zum Evangelischen Kirchenkreis Paderborn 82.000 Gemeindeglieder in 17 Kirchengemeinden. Er besteht aus den politischen Kreisen Höxter und Paderborn sowie aus der evangelischen Kirchengemeinde Lügde im Kreis Lippe.

Quelle des historischen Überblicks bis 1990: Christoph Lagemann: Aus der Geschichte des Kirchenkreises. In: Kirchenkreis Paderborn. Jubiläumsbuch 1990.