365 Tage Begleitung von Menschen in Krisen und Belastungssituationen
Ökumenische TelefonSeelsorge Paderborn veröffentlicht Zahlen für das Jahr 2022
Paderborn. Auch im Jahr 2022 war die TelefonSeelsorge Paderborn für zahlreiche Menschen ein vertrauenswürdiger Ansprechpartner. Dies zeigt die statistische Auswertung der Beratungskontakte, die kürzlich veröffentlicht wurden. Mit 7.655 geführten Gesprächen blieb das Niveau der Beratung in etwa auf dem Stand des Vorjahres und damit auf der Höhe der Pandemiezeit. Täglich wurden im Durchschnitt rund 21 Gespräche geführt, meistens in der Mittagszeit sowie am frühen und späten Abend, also zu den Zeiten, wenn das öffentliche Gesundheitssystem gar nicht oder nur schlecht erreichbar ist. Hinzu kamen 303 Chats und 517 gewechselte Mails.
Im Vordergrund der Kontakte standen vor allem die persönlichen Belastungssituationen der Ratsuchenden. „Die am häufigsten genannten Probleme sind schon seit Jahren prozentual nahezu unverändert“, bilanzieren die beiden Leiterinnen, Diplomtheologin Monika Krieg und Pfarrerin Dorothea Wahle-Beer. 50 bis 60 Prozent der Ratsuchenden sprachen schwierige Beziehungen in Partnerschaft, Familie und Freundeskreis an. In ähnlicher Häufigkeit wurden gesundheitliche Beeinträchtigungen thematisiert. „Hintergrund ist eine gesellschaftliche Entwicklung, die mit dem Verlust tragfähiger Beziehungen im eigenen Umfeld einhergeht. Sie verschlimmert sich, wenn gravierende Lebensereignisse eintreten!“ erläutert Monika Krieg. „Und dann haben viele Menschen einfach niemanden mehr, mit dem sie sich persönlich austauschen können.“
Dies gilt insbesondere für die alleinstehenden älteren Menschen, die rund 75 Prozent der Anrufenden ausmachten. In mehr als jedem 5. Telefonkontakt spielte Einsamkeit mit. Aber auch in der Onlineberatung, in der rund 75 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer jünger sind als 40 Jahre, wurde der Mangel an tragfähigen Beziehungen deutlich. Besonders betroffen von sozialer Isolation erwiesen sich Menschen mit psychischen Erkrankungen. Sie nutzen die Telefonseelsorge häufig als Ergänzung zu ihrer Behandlung in ambulanten oder stationären Maßnahmen. Und nicht zuletzt beim tabuisierten Thema Suizid konnten sich die Ratsuchenden der vorurteilsfreien Begleitung durch die Telefonseelsorge sicher sein.
Der diesjährige Jahresbericht der Telefonseelsorge nimmt besonders das ehrenamtliche Engagement der Mitarbeitenden in den Blick. Im Jahr 2022 waren rund 71 Frauen und Männer aktiv. Sie wurden in einer umfangreichen Ausbildung gründlich für den Dienst am Telefon und in der Onlineberatung vorbereitet. Rund 20 Stunden monatlich wenden sie für dieses Ehrenamt auf. „Wir sind dankbar, dass unsere Mitarbeitenden diese Aufgabe nach wie vor als sinnstiftend erleben“, sagt Dorothea Wahle-Beer. „Nicht zuletzt die Mischung aus Motivation und Qualifikation macht dieses Betätigungsfeld attraktiv. Und zu erleben, dass der eigene Einsatz zur psychischen Gesundheit Einzelner, aber auch der Gesellschaft beiträgt, ist auch für ein längeres Engagement sehr zufriedenstellend.“
Ehrenamtliche gesucht: Anmeldungen für neuen Ausbildungskurs bis 15. Mai
Derzeit sucht die Telefonseelsorge noch Interessierte für einen neuen Ausbildungskurs, der im August 2023 beginnt. Anmeldungen sind bis zum 15. Mai möglich. Interessierte Männer und Frauen melden sich unter der Rufnummer 05251/201710 oder unter www.telefonseelsorge-paderborn.de. Hier findet sich auch ein ausführlicher Jahresbericht.
Die TelefonSeelsorge ist ein bundesweites Angebot der evangelischen und katholischen Kirche. In Paderborn befindet sie sich in Trägerschaft des Gemeindeverbands katholischer Kirchengemeinden Ostwestfalen-Lippe sowie des Evangelischen Kirchenkreises Paderborn.
Die TelefonSeelsorge ist unter den Rufnummern 0800 – 1110111 und 0800 – 1110222 kostenlos, anonym und rund um die Uhr erreichbar. Mail und Chat werden über www.telefonseelsorge.de angeboten. Ergänzend dazu gibt es eine Krisen-App für Suizidgefährdete und -betroffene angeboten: https://krisen-kompass.app