Ein wertvoller Schatz
Auf ein Wort
Liebe Leserin, lieber Leser, kennen Sie das Gleichnis vom Schatz im Acker? Da geht einer über einen fremden Acker, gräbt da ein bisschen und findet einen Schatz. Worin auch immer er besteht, ist er unfassbar groß und wertvoll für den Finder. Was macht der nun? Er vergräbt den Schatz wieder. Schnurstracks läuft er zur Bank, zum Makler, vielleicht annonciert er auch bei Ebay oder dergleichen: Er verkauft alles, was er hat, denn er will um jeden Preis diesen Acker besitzen, in dem sein Schatz vergraben liegt.
Wie die Geschichte weitergeht, erzählt Matthäus (Kapitel 13, Vers 44) leider nicht. Mir fallen viele Dinge ein, die den Plan des Finders in Gefahr bringen könnten. Was, wenn er beim Finden und Wiedereingraben des Schatzes beobachtet wurde? Vielleicht vom bisherigen Besitzer dieses Ackers, vielleicht von jemandem, der nun seinerseits den Schatz ausgräbt und mitnimmt? Was hält die Familie des Finders davon, dass er nun ihr gesamtes Hab und Gut veräußert, inklusive des Hauses, in dem sie wohnt? Wird aus dem Finder so eine Art „Gollum“, wie in J. R. R. Tolkiens „Herr der Ringe“?
Nun, es ist ein Gleichnis. Eine Geschichte, die Jesus erzählt, um den Hörerinnen und Hörern etwas zu verdeutlichen, was eine größere und tiefere Wahrheit hinter der Geschichte ist. Und so steht vor dem Inhalt dieses kurzen Gleichnisses der entscheidende Satz: „Das Himmelreich gleicht …“ Jesus erzählt vom Himmelreich, einem Ort, den wir Menschen uns ja gar nicht vorstellen können. Einem Ort, von dem wir ja gar nicht wissen, wo und wie er ist. Dieses Himmelreich bricht aber schon jetzt und hier in der Welt, in der wir, Sie und ich, leben, an. Und es ist noch nicht vollendet. Anders gesagt: Ein Stück Himmelreich auf Erden haben wir schon. Wo das ist? Im Grunde überall dort, wo Menschen Jesu Worte hören und dies in Wort und Tat in ihr Leben einbauen. Wo sie sich also von dem freimachen, was sie irgendwie zu ihrem Nachteil einengt und begrenzt. Und wo sie einander achten. Dem Nächsten zur Freude und Gott zur Ehre.
Ihr Björn Knemeyer, Pfarrer in den evangelischen Kirchengemeinden Bad Lippspringe und Delbrück
Der Beitrag ist erschienen in der Reihe „Auf ein Wort“ in der Neuen Westfälischen Paderborn am Freitag, 26. Juli 2024.