Aktion „Süß statt bitter!“
Öko-Solidarische Orangen wurden verkauft
Bad Lippspringe/Kirchenkreis. Orangen gehören zum Winter und zur Weihnachtszeit dazu. Viele Tonnen der süßen Früchte kommen aus Italien und werden dort oft von afrikanischen Migranten für einen Hungerlohn geerntet. Mit der Aktion „Süß statt bitter“ bietet die Evangelische Kirche von Westfalen zur Adventszeit wieder Orangen an, die „ohne Sklaverei und Gift“ geerntet werden. Beteiligt daran sind viele Weltläden und weitere Unterstützergruppen. Mitgetragen wird die Aktion vom Bistum Münster.
Mehr als 50 Tonnen Orangen kamen Anfang Dezember in Nordrhein-Westfalen an und wurden um den Nikolaustag in Kirchengemeinden, Kitas, Schulen, sozialen Einrichtungen, Weltläden sowie bei Verbraucherzentralen und bei Einzelhändlern angeboten. Die Aktion wurde im Amt für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung/MÖWe in Dortmund koordiniert.
Mitgemacht hat auch der Ökumenische Treff Eine Welt (ÖTEW) in Bad Lippspringe. Am Nikolaustag wurden vor dem Laden zehn Kisten Orangen innerhalb kürzester Zeit verkauft. „Wir verkaufen ausschließlich fair gehandelte Produkte in unserem Laden und setzen uns gegen die Ausbeutung von Menschen in aller Welt ein. Deshalb haben wir in diesem Jahr zum ersten Mal die Aktion Süß statt bitter unterstützt. Damit tragen wir dazu bei, Bad Lippspringe als Fair-Trade-Town zu erhalten. Wir würden auch unsere Öffnungszeiten gerne wieder erweitern, aber dafür brauchen wir dringend mehr Mitarbeitende“, so Christel Schuchardt vom Ökumenischen Treff.
Weitere Beteiligte im Evangelischen Kirchenkreis Paderborn waren unter anderem die Evangelisch-Lutherische-Stephanus-Kirchengemeinde Borchen in Kooperation mit dem Supermarkt Combi Fischer, der Lukas-Pfarrbezirk der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Paderborn, der die Orangen für eine Adventsfeier gekauft hatte und die Diakonie Paderborn-Höxter e.V., die in Zusammenarbeit mit der Integrationsagentur Orangen gekauft und an verschiedene Institutionen, wie die Bahnhofsmission oder die Anlaufstelle Regenbogen auf dem Kaukenberg, verschenkt hat.
Die Orangen liefert der Verein „SOS Rosarno“ in Kalabrien. Er zahlt den Bäuerinnen und Bauern faire Preise für Früchte aus ökologischem Anbau sowie den Erntehelfern Mindestlöhne. Meist diktieren große Konzerne und Handelsketten den Preis, weshalb viele kleinbäuerliche Betriebe ihre Orangen für einen Preis verkaufen müssen, der kaum die Kosten für das Pflücken abdeckt. Der Verein wehrt sich dagegen und schaltet den Zwischenhandel aus.
Mit dem Kauf bio-solidarischer Orangen aus Süditalien soll ein Zeichen gegen Ungerechtigkeit gesetzt werden. Zudem wird die Flüchtlingsarbeit der Waldenser Kirche – das Projekt „Mediterranean Hope“ – unterstützt. Ein Teil des Geldes aus dem Früchteverkauf geht an das Projekt „Lichter auf Rosarno“, um Fahrräder der Erntehelfer mit Lampen auszustatten.
Hintergrund
Allein in Süditalien schuften rund 2.000 Erntehelfer auf Kalabriens Obstplantagen. Sie bekommen meist nur einen Hungerlohn – etwa 25 Euro für einen Tag harter Arbeit. Und die Obstbauern erhalten für ein Kilo oft nur zwölf Cent. „Das deckt nicht die Produktionskosten von mindestens 20 Cent und reicht nicht für gerechte Löhne“, erklärt Giuseppe Pugliese von „SOS Rosarno“. Die Bauern müssten die Früchte auf den Bäumen entweder verfaulen lassen oder die Tagelöhner ausbeuten. Sein Verein stellt hingegen den direkten Kontakt zwischen Bauern, Arbeitern und Einkaufsgemeinschaften her. Er organisiert den Vertrieb an kleine Bioläden und Gruppen solidarischen Konsums. „Wir verkaufen und produzieren zu einem fairen Preis“, sagt Pugliese. Die Unterstützung der westfälischen Kirche bedeute: „Solidarität kennt keine Grenzen.“