Aprilwetter im Herzen

Auf ein Wort

Heidrun Greine, Pfarrerin der Evangelischen Studierendengemeinde (ESG) Paderborn

Heidrun Greine, Pfarrerin der Evangelischen Studierendengemeinde (ESG) Paderborn

Sonnenschein und Hagelschauer im Wechsel, so kennen wir das Wetter im April. Nur in diesem Jahr scheint sich so mancher Hagelschauer in den Herzen und Gedanken der Menschen festgesetzt zu haben. So sehr, dass wir manchmal den Sonnenschein nicht mehr wahrnehmen können. Sicherlich ist im Moment nicht der Zeitpunkt für überschwängliche Aktivität und große Pläne. Für viele Menschen ist die Zeit in der Pandemie eine Zeit der Trauer und der Angst. Aber dass überhaupt keine Freude mehr zugelassen zu sein scheint, ist ein großes Problem für uns alle. Mir scheint es so, dass die Aussicht auf ein wenig Normalität und ein klein wenig Glück oft verdeckt ist. Ich habe auch keine Patentlösung. Wie alle anderen stehe auch ich als Pastorin vor meinen Studierenden und höre mir ihre Sorgen an. Manchmal reichen das Zuhören und das gemeinsame Gebet. Hier können wir unseren Ängsten einen Namen geben und sie vor Gott bringen.

Die Christen haben am vergangenen Wochenende Ostern gefeiert. Dieses Fest erinnert uns eindringlich daran, dass aus der tiefsten Trauer die größte Freude entsteht. Der Tod Jesu bleibt nicht das endgültige Aus, sondern ermöglicht das Leben. Und wie das für mich möglich ist, das muss, das darf ich selber entscheiden. Wer ist dieser Jesus für mich? Was bewirkt er in meinem Leben? Ist er in mir tot oder lebendig? Jesu Botschaft kann zu meiner Herzensangelegenheit werden. So kann seine Liebe wirken. Im Kern unseres Menschseins ist Gottes Funke eingelassen und diesen Funken kann ich nur finden, wenn nicht die Hagelschauer mein Herz erobern und ihn ersticken.

Leider dürfen wir im Moment in unseren Gottesdiensten nicht singen; dabei gibt es so manches Lied, was uns hilft und uns in diesen Zeiten wunderbar tröstet. Für mich ist eines davon diese Strophe aus dem Lied von Manfred Siebald, das wir sonst häufig in der Studierendengemeinde singen. „Ein Funke kaum zu seh`n, entfacht doch helle Flammen; und die im Dunkeln steh`n, die ruft der Schein zusammen. Wo Gottes große Liebe in einem Menschen brennt, da wird die Welt vom Licht erhellt; da bleibt nichts, was uns trennt.“ (aus: Durch Hohes und Tiefes, Gesangbuch der Evangelischen Studierendengemeinden in Deutschland, Lied 305). Nicht nur im April werden wir Sonnenschein und Hagelschauer erleben. An uns ist es, dem Sonnenschein Platz in unseren Herzen und Gedanken zu geben.

Heidrun Greine, Studierendenpfarrerin, Evangelische Studierendengemeinde Paderborn

Der Beitrag ist erschienen in der Reihe „Auf ein Wort“ in der Neuen Westfälischen Paderborn am Freitag, 9. April 2021.