Kirchengemeinde teilt Dach mit Jugendhilfe

Ins Wichernhaus der evangelischen Kirche in Lügde zieht neues Leben ein

Die Beteiligten aus Kirchengemeinde, Trägergesellschaft sowie Kreis und Kommune sind stolz auf das gemeinsame Konzept (v. l.): Synodalassessor Gunnar Wirth, Anton Schuff, Einrichtungsleitung SOS-Kinderdorf Lippe, Holger Busch, Projektkoordinator SOS-Kinderdorf Lippe, Bürgermeister Torben Blome, Holger Nickel, Bereichsleitung SOS-Kinderdorf Lippe, Pfarrer Holger Nolte-Guenther und Ulrike Glathe, Jugendamtsleiterin Kreis Lippe.Foto: Burkhard Battran

Die Beteiligten aus Kirchengemeinde, Trägergesellschaft sowie Kreis und Kommune sind stolz auf das gemeinsame Konzept (v. l.): Synodalassessor Gunnar Wirth, Anton Schuff, Einrichtungsleitung SOS-Kinderdorf Lippe, Holger Busch, Projektkoordinator SOS-Kinderdorf Lippe, Bürgermeister Torben Blome, Holger Nickel, Bereichsleitung SOS-Kinderdorf Lippe, Pfarrer Holger Nolte-Guenther und Ulrike Glathe, Jugendamtsleiterin Kreis Lippe.
Foto: Burkhard Battran

Von Burkhard Battran

Lügde. Mit dem SOS-Kinderdorf Lippe hatte die Stadt Lügde zwar einen neuen Träger für die städtische offene Jugendarbeit finden können, aber es fehlte ein Haus. Das ist nun gefunden. Im Gemeindezentrum der evangelischen Kirchengemeinde in Lügde, dem Wichernhaus. „Das Alte bleibt, aber es kommt etwas Neues hinzu, es ist ein Experiment, aber ich bin sicher, dass dies eine sehr erfolgreiche Geschichte wird“, sagt Pfarrer Holger Nolte-Guenther, Pfarrer der Bezirke Lügde und Steinheim der Evangelischen Christus-Kirchengemeinde Emmer-Nethe.

Am Sonntag, 16. April 2023, ist die neue Kooperation offiziell eröffnet worden. Für die Kirchengemeinde ist der Betrieb des Wichernhauses eine große wirtschaftliche Belastung, zumal es von der Gemeinde auch gar nicht auslastend genutzt werden kann. Gleichzeitig war die Stadt auf der Suche nach einem geeigneten Gebäude für ihre offene Jugendarbeit. „Warum kommt ihr nicht zu uns?“, hatte Pfarrer Holger Nolte-Guenther bei einer rund eineinhalb Jahre zurückliegenden Begegnung mit Holger Nickel, dem Bereichsleiter vom SOS-Kinderdorf Lippe, als Träger der Jugendarbeit, gesagt.

Gemeindepfarrer Holger Nolte-Guenther, hier beim Gottesdienst vor der Eröffnung, hat das Projekt ins Rollen gebracht.Foto: Burkhard Battran

Gemeindepfarrer Holger Nolte-Guenther, hier beim Gottesdienst vor der Eröffnung, hat das Projekt ins Rollen gebracht.
Foto: Burkhard Battran

Der Vorschlag von Pfarrer Nolte-Guenther stieß bei allen Beteiligten auf offene Ohren. Auch das Presbyterium stimmte zu. „Es geht dabei auch um Geld für unsere Gemeinde, denn so sind wir in der Lage, unser Wichernhaus langfristig zu erhalten und auch unsere Aktivitäten im Haus fortzusetzen“, sagte Nolte-Guenther. Synodalassessor Gunnar Wirth als Stellvertreter des Superintendenten lobte die neue Kooperation im Wichernhaus als ein gutes, zukunftsweisende Konzept. „Hier werden in einer ganz besonderen Weise neue Räume geöffnet“, sagte Wirth.

Der Träger, das SOS-Kinderdorf Lippe, wird Mieter im Wichernhaus. Fünf pädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind für das Projekt  „IQ Lügde“ tätig. IQ steht für Integrative Quartiersarbeit. „Wir denken die Unterstützung und Hilfe für Kinder, Jugendliche und Familien ganzheitlich. Im Wichernhaus schaffen wir Angebote der offenen Kinder- und Jugendarbeit und auch Beratungsangebote für Familien“, erklärt Bereichsleiter Holger Nickel das Konzept. Finanziert wird IQ Lügde maßgeblich vom Land sowie von Kreis und Stadt. Auch zahlreiche Ehrenamtliche bringen sich bei IQ Lügde ein.

Das Wichernhaus wurde 1956 als Gemeindehaus errichtet und 1999 erweitert. Es hat eine Nutzfläche von rund 250 Quadratmetern. Auch die Jugendlichen, die das Haus besuchen, haben sich in die Gestaltung einbringen dürfen. „Die Ideen der jungen Teilnehmer sind wichtig, denn einige der Anregungen hatten wir als Erwachsene nicht auf dem Schirm,“ sagte Projektkoordinator Holger Busch.

Das Interesse bei der offiziellen Eröffnungsfeier ist groß.Foto: Burkhard Battran

Das Interesse bei der offiziellen Eröffnungsfeier ist groß.
Foto: Burkhard Battran

So wurde im Obergeschoss des Anbaus ein „Chillraum“ für Yoga, Entspannung und Gespräche eingerichtet. Weiter gibt es eine Bücher- und Leseecke. In dem Zimmer darunter wurde ein Kreativ-Café gestaltet, mit Möglichkeiten zum gemeinsamen Kochen und Backen, Basteln, Werken und Nähen, aber auch zum Reden, Essen, Kaffee und Tee trinken. Der große Saal wird auch weiterhin für Gruppen der Gemeinde nutzbar sein. Ein vierter Raum steht als digitaler Arbeitsraum sowie für Konferenzen und die Hausaufgabenhilfe zur Verfügung. Darüber hinaus wurde ein weiteres Zimmer für Beratungsangebote umgestaltet.

Namenspatron des Wichernhauses ist der evangelische Theologe Johann Hinrich Wichern (1808 bis 1881), Begründer der Inneren Mission, aus der das Diakonische Werk entstanden ist. 1833 hatte Wichern in Hamburg ein Haus zur Aufnahme verwahrloster Straßenkinder eröffnet. Synodalassessor Gunnar Wirth: „Mit den neuen Aufgaben knüpft das Haus an Aufgaben an, die seinem Namensgeber gefallen hätten.“