Superintendent Neuhoff kritisiert Kita-Politik

Synode: Kirchenkreis berät weiter über Zukunftsprozess

Die zehn vorgeschlagenen Perspektiven für die kommenden Jahre wurden auf der Synode des Kirchenkreises weiter diskutiert und der Zwischenstand für den weiteren Prozess festgehalten.Foto: EKP/Oliver Claes

Die zehn vorgeschlagenen Perspektiven für die kommenden Jahre wurden auf der Synode des Kirchenkreises weiter diskutiert und der Zwischenstand für den weiteren Prozess festgehalten.
Foto: EKP/Oliver Claes

Paderborn/Kreis Höxter (ekp). Die Synode des Evangelischen Kirchenkreises Paderborn stand im Zeichen von Zukunftsfragen in einer Zeit sich überlagernder Krisen. Intensiv diskutierten die Synodalen die zehn vom Kreissynodalvorstand (KSV) vorgeschlagenen Perspektiven für die kommenden Jahre. „Unser Zukunftsprozess ist an einer Stelle angelangt, an der alle Vorschläge auf ihre finanziellen und personellen Auswirkungen hin überprüft werden müssen“, sagte Superintendent Volker Neuhoff. Synodalassessor Gunnar Wirth machte noch einmal die Dringlichkeit deutlich: „Wir müssen jährlich über eine Million Euro einsparen, sonst wären wir in vier bis fünf Jahren zahlungsunfähig.“

Die Vorschläge umfassen die Stärkung bzw. Fortsetzung der Schwerpunkte Diakonie und Jugendarbeit des Kirchenkreises, die Fortführung der kirchlichen Trägerschaft für die Kitas, die Einrichtung von Zentren für Religionspädagogik und Seelsorge, Ideen für mobile und digitale Kirche sowie Fundraising, die Aufgabe der Erwachsenenbildung und die Bitte an die Kirchengemeinden, ihren Gebäudebestand drastisch zu reduzieren und auf ökumenische Gebäudenutzungen zuzugehen.

Zukunftsprozess in stürmischen Zeiten

„Wir leben in stürmischen Zeiten, müssen die Segel neu setzen und die Gestalt unseres Kirchenkreises erneuern“, hatte Pfarrerin Silvia Reinecke die Synodalen mit ihrer Predigt zum Auftakt der Tagung eingestimmt. Auch der Kirchenkreis leide unter dem zunehmenden Bedeutungsverlust der Kirchen. Die Aufgabe von Gebäuden und Angeboten erfordere einen Trauerprozess, neue Formate für Jugendliche und Kirchenferne würden gebraucht. „Wir sind den Menschen echte Lebenshilfe, die auch Glaubenshilfe ist, schuldig“, formulierte Reinecke den Auftrag der Kirche.

Mitarbeitende und Jugendliche der HoTs in kirchlicher Trägerschaft informierten am Rande der Tagung, dass sie die offene Jugendarbeit gefährdet sehen. Denn zu den vom KSV vorgeschlagenen Einsparungen durch die Konzentration der HoT-Finanzierung auf einen Standort kämen drohende Einsparungen durch die Kommunen hinzu.

Nachdem es auf der Synode nun einen Zwischenstand der Diskussion gegeben hat, folgt eine weitere Runde der Diskussion in Gremien, ein Austausch der beteiligten Teams und des KSV sowie eine Synodalversammlung am 8. November. Die Beschlüsse zu den Vorschlägen über die zukünftige Ausrichtung des Kirchenkreises sind für die Synode am 1. Dezember geplant.

„Die Landesregierung lässt die Kita-Träger im Regen stehen.“

In deutlichen Worten berichtete Superintendent Volker Neuhoff über die zunehmend schwierige Situation der Kitas. Alle Träger würden seit langem beklagen, dass die Kitas unterfinanziert seien. Einige Träger stünden vor der Insolvenz, aber die Landesregierung handele nicht, wie es notwendig wäre. Die angekündigten Programme seien nur ein Tropfen auf den heißen Stein. NRW stehe vor einem Kita-Kollaps. „Die Landesregierung lässt die Kita-Träger im Regen stehen“, kritisierte Neuhoff. „Die Lohnsteigerungen, die allen Mitarbeitenden von Herzen gegönnt sind, reißen jetzt außerdem ein tiefes Loch in unsere klammen Kassen“, so Neuhoff. Dieses müsste erneut aus den keineswegs hohen Rücklagen gestopft werden. Das sei nicht auf Dauer möglich und würde alle kirchliche Arbeit gefährden. Deshalb habe er die Bürgermeister dringend um Unterstützung bei der Finanzierung der evangelischen Kitas in ihrem Bereich gebeten. Von der Landesregierung fordert Neuhoff ein „Sofortprogramm und Rettungspaket“ bis zum Ende des Jahres.

Partnerschaft mit Kusini B in Tansania gefestigt

„Wir sind mit vielen guten Gedanken und Eindrücken zurückgekommen. Die persönliche Begegnung hat unsere Partnerschaft gefestigt“, zog Pfarrer Karl-Edzard Buse-Weber (Ausschuss Tansania) eine positive Bilanz der Reise einer Delegation aus dem Kirchenkreis Paderborn in den Partnerkirchenkreis Kusini B in Tansania. Gemeinsame Projekte wie die Krankenstation in Ilemera liefen gut und sollten strategisch weiterentwickelt werden; im Bereich der Jugendarbeit werde über einen Austausch mittels digitaler Medien nachgedacht und für 2025 sei ein Gegenbesuch aus Tansania in Planung, so Buse-Weber. Mit ihm hatten Superintendent Volker Neuhoff, Pfarrerin Melanie Hellmers (Jugendpfarrerin des Kirchenkreises/Kirchengemeinde Altkreis Warburg) und Oliver Schwarz (Leiter des Jugendreferates) an der Reise teilgenommen.

Aktuelle Krisen wirken sich in kreiskirchlichen Arbeitsfeldern aus

Turnusgemäß wurden der Synode Berichte aus den kreiskirchlichen Arbeitsfeldern für die Jahre 2021 und 2022 vorgelegt. Dazu gehören unter anderem die Gemeinsamen Dienste und die Kreispfarrstellen. „Die Pandemie wirkt nach und beschäftigt die Menschen nach wie vor, besonders in den schulischen Arbeitsbereichen“, fasste Synodalassessor Gunnar Wirth die Berichte zusammen. Mit dem Wiederbeginn nach Corona gebe es einen großen Druck; bestehende Veranstaltungsformate würden hinterfragt und die aktuellen, sich überlagernden Krisen stellten die Arbeitsbereiche vor neue Aufgaben. „Die Mitarbeitenden versuchen, mit den Problemen umzugehen und suchen mit Begeisterung nach Lösungen“, sagte Wirth. Er sieht angesichts des Mangels an Fachkräften und ehrenamtlich Mitarbeitenden aber die Gefahr der Überforderung.

An der Synode des Kirchenkreises im Paderborner Martin-Luther-Zentrum nahmen 69 stimmberechtigte Abgeordnete sowie beratende Mitglieder aus den 14 evangelischen Kirchengemeinden und den gemeinsamen Diensten teil. Sie vertreten 75.000 evangelische Christinnen und Christen, die in den Kreisen Höxter und Paderborn sowie im lippischen Lügde leben.