Überwinde das Böse!
Mittendrin
„Liebe ist die stärkste Macht der Welt und doch ist sie die demütigste, die man sich vorstellen kann.“ Mit dieser Einstellung hat Mahatma Gandhi seinen Kampf für den Frieden und die Unabhängigkeit Indiens geführt. Obwohl er trotz fünfmaliger Nominierung nie den Friedensnobelpreis erhielt, ist er das wohl bekannteste Symbol für den gewaltlosen Weg zum Frieden im 20. Jahrhundert. In unserer Gegenwart sind die Gegensätze zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft und Zugehörigkeit oftmals scheinbar unüberwindlich. Verfeindete Völker, die sich unversöhnlich gegenüber stehen. Wirtschaftliche Interessen, die sich gegenseitig ausschließen. Religiöse Weltanschauungen, die ihre Deutungshoheit beanspruchen. Wie können Gegensätze und konkurrierende Machtansprüche überwunden werden?
Das Bibelwort für den vergangenen Sonntag lautete: „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ (Römer 12, Vers 21). Die Aufforderung des Apostels Paulus ist mehr als ein moralischer Appell. Sie ist begründet in der Erfahrung, dass eine Spirale der Gewalt kein gutes Ende findet. Jesus selbst ist den Weg der Demut und der Liebe gegangen. Er hat den Frieden Gottes gelebt. Der Friede beginnt im Kleinen: in mir selbst, in der Familie, im Freundeskreis. Er setzt sich fort, wo Gegensätze überwunden und Brücken gebaut werden können. Wege des Friedens und der Versöhnung zu gehen, kann man lernen. Davon ist Gandhi überzeugt: „Wenn wir wahren Frieden in der Welt erlangen wollen, müssen wir bei den Kindern anfangen.“
Pfarrer Dr. Eckhard Düker, Abdinghof-Pfarrbezirk der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Paderborn
Der Beitrag ist erschienen in der Reihe „Mittendrin“ im Westfälischen Volksblatt Paderborn am Samstag, 23. Oktober 2021.