„Wer ist ICH?“ – existenzielle Fragen lebensnah
22 Schülerinnen und Schüler bei 2. Ökumenischer Reli-Akademie im Paderborner Liborianum
Paderborn (pdp). Vom 14. bis 16. Juni 2023 öffnete im Bildungs- und Tagungshaus Liborianum zum zweiten Mal nach 2022 die ökumenische Reli-Akademie ihre Tore. 22 Schülerinnen und Schüler aus Oberstufen-Religionskursen von zwölf verschiedenen Gymnasien und Gesamtschulen gingen am Ende des Schuljahres drei Tage einer spannenden Frage nach: „Wer ist ICH“ – und was haben Religion und Glaube als Antworten anzubieten? Konkret ging es dabei um den digitalen Menschen, den diversen Menschen und um die Suche nach Gott und dem Sinn. In drei intensiven Workshops produzierten die jungen Menschen Kurzclips mit dem Smartphone, aus denen ein gemeinsames Videoprojekt erwachsen wird.
Nach der erfolgreichen Premiere 2022 richtet sich die ökumenische Reli-Akademie auch in diesem Jahr an Schülerinnen und Schüler aus Oberstufen-Religionskursen (EF/Q1). Die Abteilung Religionspädagogik im Bereich Schule und Hochschule des Erzbischöflichen Generalvikariats Paderborn veranstaltet die Akademie mit dem Bildungs- und Tagungshaus Liborianum, dem Schulreferat des Evangelischen Kirchenkreises Paderborn und der Universität Paderborn. Die Stiftung „Bildung ist Zukunft“ fördert das Projekt.
„Die Akademie soll ein partizipatives Experimentierfeld für junge Menschen sein, um sich mit religiösen Fragestellungen lebens- und alltagsnah zu beschäftigen“, erklärt Dr. Stefan Klug. Der Referent für Religionsunterricht an Gymnasien und Gesamtschulen (Sek. II) aus dem Bereich Schule und Hochschule des Generalvikariats freut sich, dass 22 Jugendliche mit ihrer Anmeldung und ihrem engagierten Mitmachen gezeigt haben, „dass sie als junge Menschen Freude am Reflektieren über existenzielle Zukunftsfragen haben.“
Viel Raum für Selbständigkeit
Professor Dr. Marcell Saß ist Professor für Evangelische Theologie an der Universität Marburg. Mit einem Impulsvortrag hatte er den inhaltlichen Teil am ersten Akademie-Tag eingeläutet, bevor sich die Schülerinnen und Schüler mit viel Raum für Selbständigkeit in drei Workshops von mittwochs bis freitags intensiv, reflektiv und kreativ austoben konnten. Dabei lag der Schwerpunkt auf der Produktion von Kurzclips unter professioneller Anleitung. David Hesse, im Bereich Schule und Hochschule zuständig für Medienarbeit, coachte die Schülerinnen und Schüler in Sachen Videoproduktion mit dem Smartphone: An erster Stelle müsse immer die Frage nach der Zielgruppe stehen, dann die Frage, was und wie die Botschaft vermittelt werden solle, erklärte der Mediengestalter, bevor er auch auf die technischen Finessen wie Bildstabilität oder Licht und Ton einging.
Moritz Steegmaier begleitete die Reli-Akademie professionell mit der Kamera, damit eine Video-Dokumentation der Veranstaltung entstehen kann: Diese wird auch zeigen, wie kreativ die Schülerinnen und Schüler selbst bei der Medienproduktion waren – eine erste Kostprobe konnten die Teilnehmenden bereits in der Abschlusspräsentation sehen.
Kreativ in drei intensiven Workshops
Im ersten Workshop stellten die Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit Prof. Dr. Saß und Burkhardt Nolte vom Schulreferat des Evangelischen Kirchenkreises Paderborn den digitalen Menschen in den Fokus: Welche Eigenschaften soll der Mensch der Zukunft haben? Kann die Entwicklung von humanoiden Robotern das Leben von Menschen verbessern? In einer fiktiven Sitzung der Ethik-Kommission des Bundestages überführten die jungen Reli-Reflektierer ihre Erkenntnisse in eine Vision des Menschen der Zukunft.
Mit Lehrerin Heimke Himstedt-Keliny von der Heinz-Nixdorf-Gesamtschule Paderborn und Dr. Werner Sosna, Bildungsreferent mit den Schwerpunkten Theologie und Ethik im Liborianum, suchten weitere Akademie-Teilnehmende über Bildmotive Zugang zur Gottes- und Sinnfrage und thematisierten dabei ihr persönliches Gottesbild. Für den Videoclip entfalteten sie den Kontrast, der sich zwischen einer atheistischen und religiösen Lebensdeutung ergibt und setzten diese Perspektive in einem Dialog über die Sinnfrage um.
Mit Hannah Drath, Wissenschaftliche Mitarbeiterin für Religionsdidaktik an der Universität Paderborn, blickten Workshop-Teilnehmende auf den diversen Menschen in seinen vielfältigen Identitäten in der Welt, ebenso wie auf die Facetten ihrer je eigenen Diversität. In diesem Kontext fragten die Schülerinnen und Schüler auch kritisch, was das Christentum mit dem Thema Rassismus zu tun hat.
Runde und stimmige Veranstaltung
Zum Abschluss der Akademie am Freitagnachmittag fasste Prof. Dr. Saß die erarbeiteten Erkenntnisse in prägnanten Thesen zum Menschsein heute zusammen. Darüber hinaus konnten die Teilnehmenden einige ihrer Video-Clips mit ersten Ergebnissen und Eindrücken aus den Workshops präsentieren. In der Feedbackrunde stieß das Veranstaltungsformat Reli-Akademie auf sehr große Zustimmung bei den Schülerinnen und Schülern.
Auch Dr. Werner Sosna zieht ein positives Resümee der zweiten Reli-Akademie: „Der Verlauf und die Rückmeldungen der Schülerinnen und Schüler haben deutlich gemacht, dass wir mit einem abwechslungsreichen Programm zu einer vertieften Beschäftigung mit lebensrelevanten und theologisch-religiösen Fragestellungen angeregt haben. Der mediale Schwerpunkt hat noch zusätzlich kreatives Potenzial freigesetzt. Kurzum: Das war erneut eine sehr runde und stimmige Veranstaltung.“ Sosna hofft, dass im nächsten Jahr eine dritte Auflage geplant werden kann.
Die Video-Dokumentation über die Akademie ist in Vorbereitung und wird zu Beginn des neuen Schuljahres auf den Kanälen des Erzbistums Paderborn und des evangelischen Kirchenkreises veröffentlicht.