9. Sozialkonferenz „Mein Kaukenberg“

Viel Potenzial trotz schwierigem Ruf

Die Organisatorinnen und Organisatoren stellen sich bei der Sozialkonferenz auf.

Die Organisatoren zeigten sich sehr zufrieden mit der 9. Sozialkonferenz.
Foto: J. Schumacher / Dekanat Paderborn

Paderborn. Der Kaukenberg gilt oft als ein Problemquartier. Die 9. Sozialkonferenz „Mein Kaukenberg“, zu der über 80 Gäste kamen, zeigte jedoch: Das Viertel hat nicht nur Herausforderungen, sondern auch erstaunlich viel Potenzial. Eingeladen hatte ein Bündnis aus DGB, Katholischer und Evangelischer Kirche sowie der Kommende Dortmund, gemeinsam mit der Stadt Paderborn, der Diakonie Paderborn-Höxter und der Kaukenberg-Gemeinschaft.

Gleich zu Beginn machte Moderatorin Julia Kleinekemper deutlich, wie sich manche Bewohnerinnen und Bewohner fühlen. Eine Anwohnerin habe gesagt: „Man fühlt sich manchmal vergessen, wenn vor der Haustür in Energie investiert wird, aber die Haustür die Grenze ist.“ Ein Satz, der die Stimmung im Quartier gut triff t – und der den Ton der Veranstaltung setzte.

Bürgermeister Strate sucht den direkten Eindruck

Unter den Gästen waren auch Bürgermeister Stefan-Oliver Strate, Beigeordnete Sandra Jürgenhake sowie zahlreiche Mitarbeitende der Stadt. Strate machte deutlich, dass er den Kaukenberg umfassender verstehen wolle: „Ich bin hier, weil ich mehr über den Kaukenberg erfahren möchte.“ Er kündigte an, 2026 gemeinsam mit den Wohlfahrtsverbänden ein neues städtisches Sozialkonzept zu erarbeiten.

Einsamkeit als Risiko

Wie wichtig eine solche sozialpolitische Neuausrichtung ist, zeigte der wissenschaftliche Beitrag von Dr. Lehweß-Litzmann. Er erläuterte aktuelle Erkenntnisse zur Quartiersforschung und warnte vor den Folgen sozialer Isolation: Einsamkeit verstärke politische Ressentiments – ein Thema, das besonders in strukturell benachteiligten Stadtteilen relevant sei.

Auffällige Daten im Kinder – und Jugendbericht

Wie sich diese Entwicklungen konkret in Paderborn zeigen, führte anschließend Prof. Isele von der KatHo aus. Laut aktuellem Kinder- und Jugendbericht fühlt sich jedes fünfte Kind bzw. jeder fünfte Jugendliche auf dem Kaukenberg einsam. Zudem besitzen deutlich weniger junge Menschen einen Büchereiausweis als in anderen Stadtteilen. Die Bildungs- und Freizeitangebote erreichen viele junge Menschen dort bislang nicht. Hier betonte die Beigeordnete Sandra Jürgenhake in der abschließenden Podiumsdiskussion die große Bedeutung des Lesens. Gemeinsam mit Kolleginnen wolle sie Wege finden, Kindern und Jugendlichen vom Kaukenberg besseren Zugang zur Stadtbücherei zu ermöglichen.

Die Teilnehmenden der Podiumsdiskussion sitzen auf der Bühne im Veranstaltungsraum.

Auf dem Podium wurden klare Wünsche für den Kaukenberg formuliert und Perspektiven aufgezeigt.
Foto: J. Schumacher / Dekanat Paderborn

Quartiersarbeit: Viele Ideen, wenig Raum

Von der praktischen Arbeit im Viertel berichtete Karin Kleineberg von der Diakonie. Es gebe zahlreiche Projekte und Unterstützungsangebote – von Nachbarschaftstreffs bis zu Freizeitaktionen. Doch vieles davon sei nicht dauerhaft finanziert, und geeignete Räume fehlten, um die Arbeit langfristig zu sichern. Auch hier machte die Beigeordnete ein konkretes Angebot: Die Räume der Friedrich-Spee-Gesamtschule könnten stärker für Veranstaltungen und Quartiersprojekte genutzt werden.

Ein Viertel, das mehr kann als sein Ruf

Am Ende der Konferenz stand eine klare Erkenntnis: Der Kaukenberg hat zwar einen schwierigen Ruf, aber er bietet viel mehr, als man von außen oft sieht. Die Veranstaltung machte sichtbar, wie viele engagierte Akteurinnen und Akteure bereits an Lösungen arbeiten – und dass der Stadtteil vor allem eines braucht: dauerhafte Unterstützung, Räume und gute soziale Infrastruktur. Wie das beispielhaft aussehen könnte, machte ein Engagierter der Kaukenberg-Gemeinschaft am Ende deutlich: „Es wäre schön, wenn es mal ein Konzert oder eine Sport-Veranstaltung gäbe, wo alle Paderborner zu uns auf den Kaukenberg kommen würden.“

Die Veranstalter zogen ein positives Fazit: Die Sozialkonferenz habe wichtige Impulse gesetzt, um den Kaukenberg nicht nur zu analysieren, sondern gemeinsam weiterzuentwickeln.

Informationen zu Sozialkonferenz

Seit 2009 richtet das Bündnis aus DGB, kath. und ev. Kirche sowie dem Sozialinstitut Kommende aus Dortmund die Sozialkonferenz in Paderborn aus. Das Bündnis hat sich zum Ziel gesetzt soziale Fragestellung in Paderborn in den Blick zu nehmen. Als Ergebnis der ersten Sozialkonferenz gibt es den Paderborner Kinder- und Jugendbericht mit dem Schwerpunkt Armut. Ein weiteres Ergebnis der Sozialkonferenz ist der 2019 gegründete Ethikrat für Digitalisierung der Stadt Paderborn.

Alle über 80 Teilnehmenden der Sozialkonferenz auf der Bühne im Veranstaltungsraum.

Über 80 Teilnehmer verfolgten das spannende Programm der 9. Sozialkonferenz.
Foto: J. Schumacher / Dekanat Paderborn