Dankbarkeit mit begrenzter Haltbarkeit?

Mittendrin

Pfarrer Dr. Eckhard Düker. Foto: Diana-Jill Mehner

Pfarrer Dr. Eckhard Düker. Foto: Diana-Jill Mehner

Wir kennen dieses Ritual: Beim Einkaufen achten wir auf das Haltbarkeitsdatum. Oder, wenn etwas längere Zeit im Kühlschrank liegt, prüfen wir, ob die Mindesthaltbarkeit schon erreicht ist. Gilt dieses Prinzip auch für die Dankbarkeit? Von dem römischen Philosophen Seneca ist eine Lebensweisheit überliefert: „Es sind nicht viele, bei denen die Dankbarkeit länger dauert als die Gabe; häufiger ist’s, dass das Geschenkte nicht länger in der Seele bleibt, als im Gebrauch.“ Das wäre doch schade, wenn unser Dank so schnell verfallen würde. So wie ein Blumenstrauß, der bald wieder verwelkt.

Wenn ich darüber nachdenke, wofür ich dankbar sein kann, fällt mir vieles ein: die Gesundheit, die es mir erlaubt, mein Leben selbstbestimmt zu führen. Die Familie, in der wir uns gegenseitig unterstützen können. Die Schule und die Ausbildung, die mir ermöglicht, einen Beruf zu ergreifen, der meinen Neigungen entspricht. Die politische Ordnung, die mich schützt, meine Meinung frei äußern und meinen Glauben ungehindert ausüben zu können. Frieden und Sicherheit als Garanten für ein Leben ohne Angst vor Repression und Gewalt. Wenn ich mich in der Welt umschaue, weiß ich diese Lebensbedingungen besonders zu schätzen.

Die Dankbarkeit reicht über den aktuellen Gebrauch hinaus, wenn ich Gott als dem Geber guter Gaben danke. So wie es in dem Lied von Matthias Claudius heißt: „Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn, drum dankt ihm, dankt, und hofft auf ihn!“ Aus dem Dank folgt die Demut und die Kraft, sich für das uns Anvertraute einzusetzen: die Freiheit, die Würde des Menschen, den Frieden. Glücklicherweise hat die Dankbarkeit kein Haltbarkeitsdatum, sondern sie ist eine beständige Quelle des Lebens, wie es im Psalm 106, Vers 1, heißt: „Danket dem Herrn, denn er ist freundlich und seine Güte währet ewiglich.“

Pfarrer Dr. Eckhard Düker, Abdinghof-Bezirk der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Paderborn

Der Beitrag ist erschienen im Westfälischen Volksblatt Paderborn am Samstag, 23. September 2023.