Das Ende ist ein neuer Anfang

Die Landesgartenschau Höxter ist geschlossen, aber der interreligiöse Schöpfungsgarten lebt weiter

Freuen sich über den Erfolg des Schöpfungsgartens: Kurt-Rainer Daubach (v. l., Bahá'i-Gemeinde), Gemeindereferentin Marie-Luise Bittger (katholischer Pastoralverbund), Pfarrer Tim Wendorff (evangelische Kirchengemeinde), Schirmherr Klaus Töpfer und Pastor Heinrich Esau (freikirchliche Gemeinde).Foto: Burkhard Battran

Freuen sich über den Erfolg des Schöpfungsgartens: Kurt-Rainer Daubach (v. l., Bahá’i-Gemeinde), Gemeindereferentin Marie-Luise Bittger (katholischer Pastoralverbund), Pfarrer Tim Wendorff (evangelische Kirchengemeinde), Schirmherr Klaus Töpfer und Pastor Heinrich Esau (freikirchliche Gemeinde).
Foto: Burkhard Battran

Von Burkhard Battran

Höxter. Von Wehmut keine Spur. Die 180 Tage der Landesgartenschau in Höxter sind am 15. Oktober zu Ende gegangen. Im interreligiösen Schöpfungsgarten ist mit rund 300 Teilnehmenden bereits eine Woche vorher der offizielle Abschlussgottesdienst gefeiert worden. „Vielleicht ist hier künftig nicht mehr ganz so viel Betrieb wie in dem zurückliegenden halben Jahr, aber die wichtige Botschaft ist, dass das Projekt Schöpfungsgarten als interreligiöser Begegnungsort fortgesetzt wird“, sagt Pfarrer Tim Wendorff (38).

Rund 300 Gläubige verschiedener Konfessionen sind beim offiziellen Abschlussgottesdienst im Schöpfungsgarten dabei.Foto: Burkhard Battran

Rund 300 Gläubige verschiedener Konfessionen sind beim offiziellen Abschlussgottesdienst im Schöpfungsgarten dabei.
Foto: Burkhard Battran

Hunderttausende Besucher sind durch die spirituelle Oase geschlendert. Viele haben sich auf die Stufen des kleinen Amphitheaters gesetzt, haben die Atmosphäre auf sich wirken lassen, vielleicht sogar an dem einen oder anderen Friedens-, Mittags- oder Abendgebet und Gottesdienst teilgenommen. Oder sind einfach nur mit den dort vertretenen und immer ansprechbaren Ehrenamtlichen ins Gespräch gekommen. „Die Zeit war lang und der Einsatz hoch und auch jetzt, wo die Gartenschau zu Ende ist, kann man nicht sagen, die Luft wäre raus, vielmehr ist das Ende der Landesgartenschau der Beginn einer neuen Zeit für den Schöpfungsgarten“, betont Wendorff.

Der Schöpfungsgarten soll als interreligiöser Begegnungsort weiter betrieben werden. „Da der Schöpfungsgarten mit EU-Mitteln aus dem Leader-Projekt finanziert wurde, stehen wir für zwölf Jahre in der Pflicht, aber es ist auch unser eigenes Interesse, diesen schönen Ort am Leben zu erhalten“, betont Wendorff. Für die Zeit der Gründung hat der Evangelische Kirchenkreis Paderborn die Trägerschaft des Schöpfungsgartens übernommen. Zum neuen Jahr soll ein privater Verein gegründet werden, der die Trägerschaft für den Schöpfungsgarten weiterführt. „Wir wissen noch nicht genau, wie dieser Verein aussehen wird und heißen soll, aber wichtig ist, dass alle Religionsgemeinschaften darin vertreten sind“, erklärt Wendorff.

Pfarrer Tim Wendorff zieht eine positive Bilanz des Schöpfungsgarten-Projekts auf der Landesgartengartenschau.Foto: Burkhard Battran

Pfarrer Tim Wendorff zieht eine positive Bilanz des Schöpfungsgarten-Projekts auf der Landesgartengartenschau.
Foto: Burkhard Battran

Viele Ideen aus der Gartenschauzeit sollen weitergeführt werden. Vor allem soll der Schöpfungsgarten auch weiterhin als außerschulischer Lernort dienen. Zweimal in der Woche haben Kita-Gruppen und Schulklassen den interreligiösen Garten besucht und sich mit dem Schöpfungsgedanken auseinandergesetzt. „Insgesamt haben 800 Schülerinnen und Schüler hier Zeit verbracht und es hätten auch noch mehr sein können, wenn es kapazitätsmäßig möglich gewesen wäre“, sagt Gemeindereferentin Marie-Luise Bittger vom Corveyer katholischen Pastoralverbund. „An Ideen wird es nicht mangeln, denn auch kurzfristig und spontan soll der Schöpfungsgarten genutzt werden können, wie wir es auch während der LGS gemacht haben“, erklärt Bahá’i-Vertreter Kurt-Rainer Daubach. „Der Schöpfungsgarten hat uns als interreligiöse Gemeinschaft gestärkt, und wir wollen diese Idee fortsetzen“, betont auch Pastor Heinrich Esau von der Baptistengemeinde Am Knüll.

Vor allem aber an der Basis hat die Idee eines interreligiösen Begegnungsortes positive Spuren hinterlassen. „Wenn man ein Fazit ziehen will, schaut man am besten ins Gästebuch, das gefüllt ist von bestärkenden Kommentaren“, sagt Pfarrer Wendorff. „Ein inspirierender und gastfreundlicher Ort“, „eine wunderbare Auszeit vom Alltag“, „hier ist ein schöner Platz inmitten der großen Schöpfung geschaffen worden“, lässt sich darin lesen. Besonders anrührend ist der Beitrag einer Großmutter, die mit ihrer 15-jährigen Enkelin den Schöpfungsgarten besucht hat: „Meine Enkelin entdeckte das Klavier unter der Überdachung und weil gerade niemand da war, setzte sie sich daran und spielte und vergaß dabei alles um sich herum. Nach und nach füllte sich das Auditorium und erst als sie fertig war, und Applaus aufbrandete, merkte sie wieder, wo sie war.“

Auch Künstler haben sich inspirieren lassen

Zum dritten Mal hatte der Kreis Höxter in Kooperation mit der Evangelischen Weser-Nethe-Kirchengemeinde Höxter im Oktober in der Marienkirche einen Kunstmarkt ausgerichtet. Die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler hatten alle in einer für den Kunstmarkt erstellten Arbeit den Schöpfungsgarten thematisiert. 17 Arbeiten über den Schöpfungsgarten sind so entstanden, die vom 9. November bis zum 5. Januar in einer Sonderausstellung im Kreishaus in Höxter präsentiert werden sollen.

Die Glaskunstarbeit „Four Elements“ des Bad Driburger Künstlers Heiner Düsterhaus, die in der Sonderausstellung zum Schöpfungsgarten zu sehen sein wird.Foto: Burkhard Battran

Die Glaskunstarbeit „Four Elements“ des Bad Driburger Künstlers Heiner Düsterhaus, die in der Sonderausstellung zum Schöpfungsgarten zu sehen sein wird.
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