Demut in der Demokratie

Mittendrin

Pfarrer Dr. Eckhard Düker. Foto: Diana-Jill Mehner

Pfarrer Dr. Eckhard Düker. Foto: Diana-Jill Mehner

Vor 50 Jahren lautete ein politischer Slogan: „Mehr Demokratie wagen“. In der gegenwärtigen Situation scheint ein anderes Motto noch wichtiger zu sein: „Die Demokratie stärken!“ Angesichts des Kriegs in der Ukraine mit den verheerenden Folgen für die Menschen und ihren Lebensraum ist die Stärkung demokratischer Institutionen und Prozesse unerlässlich. Wir können uns glücklich schätzen, in einer funktionierenden parlamentarischen Demokratie leben zu dürfen mit unserem Grundgesetz, der Gewaltenteilung, dem Wahlrecht und den unveräußerlichen Grundrechten. Aber ein großer Teil der Menschheit lebt in autokratischen Systemen, in denen die Meinungsfreiheit unterdrückt und die Menschenrechte missachtet werden. Unsere Demokratie ist nicht selbstverständlich, sondern sie ist einst unter großen Anstrengungen und Opfern errungen worden. Sie muss immer wieder verteidigt und gestärkt werden.

Der vergangene Sonntag lehrt uns Demut auch in dieser Hinsicht: „Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.“ (1. Petrus 5, V. 5) Wenn öffentliche Kundgebungen zur Meinungsbildung lautstark gestört werden, wenn politisch Handelnde verunglimpft oder sogar bedroht werden, dann ist es nötig, sich an die Tugend der Demut zu erinnern. Demut ist auf der einen Seite der Mut zum Dienen und sollte eine Haltung derer sein, die ein Amt ausüben, das ihnen übertragen wurde. Auf der anderen Seite ist Demut auch der nötige Respekt vor denen, die in öffentlicher Verantwortung stehen. Darum sollten wir uns gegenseitig an die Demut erinnern, damit unsere Demokratie auch in schwierigen Zeiten gestärkt wird.

Pfarrer Dr. Eckhard Düker, Abdinghof-Bezirk der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Paderborn

Der Beitrag ist erschienen im Westfälischen Volksblatt Paderborn am Samstag, 27. August 2022.