Die Würde des Menschen gilt auch im Sterben

GlaubensGarten lud zum Gespräch über „Sterbehilfe“

Die Gesprächsteilnehmenden (hinten v.l.n.r.): Moderator Reinhard Brockmann (freier Journalist), Dr. Bernardo Fritzsche (Allgemein- und Palliativmediziner, Korbach, Bahá’í),
Sevda Dogan (Paderborn, Aleviten), Schwester M. Matthäa Massolle (Kur- und Klinikseelsorgerin, Römisch-katholische Kirche), Uschi Stehmann (Paderborn, Buddhistische Sangha), Özlem Yüksel (Geseke, Muslime) und Dr. Jan Hinnerk Stange (Palliativmediziner, Evangelische Kirche). Foto: GlaubensGarten

Bad Lippspringe. Im GlaubensGarten auf der Gartenschau Bad Lippspringe erlebten fast 50 Besucherinnen und Besucher eine spannende und emotional geführte Diskussion zum Thema Hilfe beim Sterben kontra Hilfe zum Sterben. Sechs Vertreterinnen und Vertreter von Religionen/Konfessionen waren gefragt, die Position ihrer Glaubensgemeinschaft darzustellen.
Sevda Dogan machte den Standpunkt der Aleviten sehr deutlich: „Es ist nicht erlaubt, selbst über Tod und Leben zu entscheiden. Allerdings ist die Begleitung Sterbender von großer Wichtigkeit, denn ein Mensch soll die Welt mit sich und den Mitmenschen ausgesöhnt verlassen.“  Wissenschaftliche Fortschritte seien gottgegeben und richtig, Gott bleibe aber Herr über Leben und Tod. Eine Auffassung, die auch Schwester M. Matthäa Massolle für die Römisch-Katholische Kirche teilte.
Auch für die Bahá’í-Religion betonte Dr. med Bernardo Fritzsche, dass Suizid nicht erlaubt ist, da der Mensch als Spiegelbild Gottes gilt. Kein Mensch allerdings müsse unter Angst und Schmerzen leiden, die medikamentös gelindert werden könnten. Der Allgemein- und Palliativmediziner: „Leben ist mehr als reine Körperlichkeit. Schmerz und Leid können auch wichtig sein für die Entwicklung der Seele.“
Einen kritischen Blick auf medizinische Möglichkeiten brachte die Muslima Özlem Yüksel in die Diskussion ein. „Medizin ist zugleich Fluch und Segen. Als beistehende Angehörige bin ich in widersprüchliche Emotionen verwickelt.“ Im Islam werde aktive Sterbehilfe wie Mord angesehen. Sterbenden beizustehen ist für gläubige Muslime eine religiöse Pflicht als Ausdruck der Nächstenliebe. Einig war auch die Buddhistin Uschi Stehmann: „Töten ist ein schweres Vergehen.“ Den Sterbeprozess auf natürliche Weise zu unterstützen, sei allerdings erlaubt.
„Wir setzen Gottes Gaben in der Hilfe und Begleitung Sterbender ein“, so  der evangelische Palliativmediziner Dr. Jan Hinnerk Stange. „Und es gibt ein Leben danach, für die Sterbenden, aber auch für die Angehörigen. Das hilft bei der Vereinbarung von Behandlungszielen und gibt Perspektive.“
Alle Religionen seien sich einig in der Überzeugung, dass die Würde des Menschen auch im Sterben gilt und in der Verantwortung für das Leben, so das Fazit des Moderators Reinhard Brockmann.    GG