Fremde Heimat Kirche?

Mittendrin

Pfarrer Dr. Eckhard Düker. Foto: Diana-Jill Mehner

Pfarrer Dr. Eckhard Düker. Foto: Diana-Jill Mehner

„Fremde Heimat Kirche“. Unter diesem Thema wurde in den 1990er Jahren innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland eine Untersuchung zur Mitgliedschaft durchgeführt. Schon damals zeigte sich ein sehr unterschiedliches Verhältnis der Mitglieder zu ihrer Kirche. Von einer hohen Verbundenheit bis hin zu einer starken Distanzierung haben die Befragten ihre Einstellung beschrieben. Inzwischen bezeichnet sich etwa ein Drittel der evangelischen Christen mit ihrer Kirche als „kaum oder überhaupt nicht verbunden“. Die zahlreichen Kirchenaustritte in jüngster Zeit spiegeln auch diese Haltung wider. Häufig führen äußere Anlässe, die Einsparung der Kirchensteuer oder persönliche Erfahrungen dazu, die Kirche zu verlassen. Besonders schmerzlich ist der hohe Anteil von jüngeren Menschen zwischen 25 und 35 Jahren, die sich von ihrer Kirche verabschieden. Da ein Austritt beim Amtsgericht erfolgt, gibt es leider vorher keine Gelegenheit zu einem Gespräch über die Gründe. Spätere Anfragen an die Ausgetretenen werden nur selten beantwortet. Die Kirche ist für viele Christen zu einer fremden Heimat geworden.

„So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen.“ (Epheser 2, V. 19) Der Apostel beschreibt die Einheit der Gemeinde, die sich aus Christen verschiedener Herkunft zusammensetzt. Auch damals ging es darum, Menschen mit unterschiedlichen religiösen Erfahrungen und Einstellungen in den Gemeinden zusammenzuführen und ihnen eine geistliche Heimat zu geben. Noch immer ist es so, dass jeder evangelische oder katholische Christ einer Kirchengemeinde zugeordnet ist. Das flächendeckende Filialsystem der Kirche gewährleistet, das alle Christen sich in einer Gemeinde beheimatet fühlen können. Darüber hinaus gibt es weitere Orte, an denen christliche Gemeinschaft gelebt wird. Kirche ist Heimat. Mit ihren vielen sozialen und gesellschaftlichen Aufgaben ist die Bindung an eine lebendige Kirchengemeinde eine Chance, Heimat, Nähe und Gemeinschaft zu erfahren.

Pfarrer Dr. Eckhard Düker, Abdinghof-Pfarrbezirk der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Paderborn

Der Beitrag ist erschienen im Westfälischen Volksblatt Paderborn am Samstag, 12. Februar 2022.