Gedenkveranstaltung im Dom zum Ende des Zweiten Weltkrieges

Starke Worte für den Frieden und hoffnungsvolles Glockengeläut zur Papstwahl

Teilnehmende des Gedenk-Gottesdienstes im Paderborner Dom mit Friedenskerze.

Vor der Friedenkerze im Paderborner Dom nach dem Ökumenischen Friedensgottesdienst. Die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums St. Michael mit ihrer Lehrerin Manuela Lüftner, Christine Bentler (2. Stellv. Vorsitzende des Kreisverbandes Paderborn im Volksbund), Hermann-Josef Bentler (Mitglied des Kreisvorstandes Paderborn im Volksbund), Manfred Müller (Landrat a.D. und ehemaliger Vorsitzender des Kreisverbandes Paderborn im Volksbund), Bürgermeister Michael Dreier, Dechant Benedikt Fischer und Pfarrer Dr. Eckhard Düker.
Foto: Manfred Müller

Paderborn. Trotz des sommerlichen Wetters war der Paderborner Dom zum Ökumenischen Friedensgottesdienst gut besucht. Das Paderborner Metropolitankapitel, das Dekanat Paderborn, der Evangelische Kirchenkreis Paderborn und der Kreisverband Paderborn im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. hatten eingeladen, um am 8. Mai 2025 – 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa – für den Frieden zu beten.

Vortrag von Landrat a.D. Manfred Müller

Nach der liturgischen Eröffnung und Begrüßung der Gottesdienstbesucher durch Dechant Benedikt Fischer übernahm Landrat a.D. Manfred Müller als ehemaliger Kreisvorsitzender des Volksbundes die historisch-politische Einordnung des Gedenktages. Er betonte, dass die Menschen sich nach dem Zweiten Weltkrieg „Nie wieder Krieg“ geschworen hätten und jetzt, insbesondere durch den Russischen Überfall auf die Ukraine, den Frieden bedrohter denn je sehen. In seinem Beitrag machte Manfred Müller aber auch Hoffnung. Schließlich könne jeder etwas für den Frieden tun. Dazu sollte man die folgenden drei Dinge berücksichtigen.

Drei Dinge seien zu berücksichtigen, erklärte Manfred Müller: Europa ist der Grund für 80 Jahre Frieden. Die enge politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit habe dazu beigetragen. Aus Feinden seien Freunde geworden. Jeder kann sich durch persönliche Kontakte dabei engagieren, zum Beispiel in europäischen Städtepartnerschaften. Zudem: Die Demokratie muss gesichert werden. Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung von Faschismus und Diktatur. Die Keimzelle des Krieges legten die Nazis bereits 1933 mit der Quasi-Abschaffung des Parlamentes und Rechtsstaates. Extremismus und Nationalsozialismus habe immer wieder zu Krieg und Elend geführt. Das könne man aus der Geschichte lernen. Und: Wir brauchen mehr „Wir“ in der Gesellschaft, mehr Gemeinschaft und weniger Polarisierung. Kompromisse sind wichtig – auch nach harten Diskussionen. Die Tendenz sich nur in der eigenen „Blase“ zu informieren und nur dort zu diskutieren, verkürze den Blick auf die politische Diskussion. Das schwäche den Ausgleich zwischen den Menschen in einer Gesellschaft.

„Frieden ist nicht selbstverständlich. Wir müssen dafür kämpfen. Für ein friedliches Europa, für Gemeinsinn, gegen Extremismus und mit allen, die in Stadt, Kreis und Staat Verantwortung dafür tragen.“ Mit diesen Worten beendete Manfred Müller seinen beindruckenden Vortrag und Appell.

Schülerinnen und Schüler trugen Zeitzeugenberichte vor

Es folgten ebenso beindruckende Zeitzeugenberichte von den schwersten Bombenangriffen auf die Stadt Paderborn im Januar, Februar und März 1945 – alle kurz vor dem Kriegsende. Die Berichte wurden von den Schülerinnen und Schülern des St. Michael Gymnasiums Paderborn vorgetragen.

Bei den Bombenangriffen auf die Stadt Paderborn starben seinerzeit rund 900 Menschen. 85 Prozent der Bausubstanz wurde zerstört. Hermann-Josef Bentler, Mitglied im Kreisvorstand des Volksbundes, wies in seiner Einführung zu den Schülerbeiträgen auch auf das große Zerstörungspotential der Bomben hin. Eine der größten Bomben mit 1,8 Tonnen, die man nach dem Krieg in Paderborn gefunden und erfolgreich entschärft hat, ist im Paderborner Stadtmuseum ausgestellt. Ihre Entschärfung führte 2018 zur größten Evakuierungsmaßnahme nach dem Zweiten Weltkrieg. 26.000 Menschen mussten seinerzeit ihre Häuser verlassen.

Glockengeläut und Gebet zur Papstwahl

Während der Zeitzeugenberichte setzte auf einmal das Geläut aller Domglocken ein und verkündete das erfolgreiche Ende des Konklaves in Rom mit der Wahl eines neuen Papstes Leo XIV.! Dechant Benedikt Fischer sprach ein spontanes Gebet für den neuen Papst und stimmte dann das Lied „Lobe den Herren“ an, welches von allen Gottesdienstbesuchern kräftig mitgesungen wurde. Die Papstwahl wurde im Paderborner Dom mit lang anhaltendem Applaus aufgenommen.

Predigt von Pfarrer Dr. Eckhard Düker

Nach der Lesung übernahm Pfarrer Dr. Eckhard Düker von der Abdinghof Kirchengemeinde für den Evangelischen Kirchenkreis Paderborn einen geistlichen Beitrag, der ebenfalls das Thema Frieden in den Mittelpunkt rückte. Seiner Predigt stellte er das Johannes-Wort voran in dem Jesus spricht „Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.“ Pfarrer Dr. Düker führte aus, dass der Friede Christi nicht auf einem Papier stehe, sondern in den Herzen der Menschen entstehe. Frieden beruht schließlich auf Vergebung und Versöhnung. „Gott versöhnt in Christus die Welt mit sich selbst.“ Diese Erkenntnis bildet nach Aussage von Pfarrer Dr. Eckhard Düker die Grundlage für friedvolles Zusammenleben von zuvor verfeindeten Völkern.

In diesem Zusammenhang wies er unter anderem auf das Stuttgarter Schuldbekenntnis von 1945 hin, mit der die Evangelische Kirche in Deutschland erstmals eine Mitschuld deutscher evangelischer Christen an den Verbrechen des Nationalsozialismus bekannte. Pfarrer Dr. Eckhard Düker betonte, wie vorausschauend damals (im Zweiten Weltkrieg) auch die Worte des Domprobstes Richard Thomas Howard aus dem englischen Coventry gewesen sind. Nach dem verheerenden deutschen Bombenangriff auf die Stadt, bei der nicht nur die Kathedrale völlig zerstört wurde, sagte er „Father Forgive“ (Vater vergib) und legte damit den Grundstein für das sogenannte Versöhnungsgebet von Coventry.

Zum Abschluss seiner beindruckenden Predigt und seinem Aufruf für Frieden, Vergebung und Versöhnung verwies er auf das Leitmotiv zur Wachsamkeit. „Wehret den Anfängen“ und führte dazu weiter aus, dass wir wachsam gegenüber allen Versuchen sein sollten, Menschen zu schmähen und herabzusetzen. „Wir wollen uns wehren gegen die giftige Saat von Antisemitismus, Rassismus und fanatischem Nationalismus. Wir wollen unsere Freiheit und Demokratie schützen sowie stärken und sie verteidigen gegenüber allen autoritären Strukturen und Mächten.“

Nach einer Einführung zum Versöhnungsgebet von Coventry durch Christine Bentler – 2. Stellvertretende Vorsitzende des Kreisverbandes Paderborn im Volksbund – wurde dieses abwechselnd auf Deutsch durch Bürgermeister Michael Dreier und auf Englisch durch Christine Bentler vorgetragen.

Zum Schluss des Ökumenischen Friedensgottesdienstes wurde eine Friedenskerze geweiht und entzündet sowie das Friedensgebet der Vereinten Nationen (UN) gemeinsam gebetet. Darüber hinaus wird demnächst ein Ginkgo-Baum an die Veranstaltung aus Anlass des Gedenkens „80 Jahre Ende Zweiter Weltkrieg“ erinnern. Er soll im Außengelände des St. Liborius Pfarrzentrums einen guten Standort finden.

Die Kollekte der Gedenkveranstaltung kommt dem „Paderborner Fördermodell“ des Kreisverbandes Paderborn im Volksbund zugute. Aus ihm können beispielsweise Klassenfahrten und Internationale Workcamps zur Friedensarbeit auf Kriegsgräberstätten bezuschusst werden.

Nach der Veranstaltung sagte einer der vielen Teilnehmer sichtlich ergriffen das Folgende und fasste den Friedensgottesdienst damit gut zusammen. „Dies war heute eine beindruckende Veranstaltung für den Frieden und auch schon etwas Historisches mit der Papstwahl und dem Glockengeläut zur Verkündigung hier direkt im Dom zu Paderborn.“

Text: Manfred Müller, Hermann-Josef Bentler und Jens Effkemann

 

Das Friedensgebet wird im Dom zu Paderborn gesprochen.

Bürgermeister Michael Dreier und Christine Bentler sprechen das Versöhnungsgebet von Coventry gemeinsam im Wechsel – einmal auf Deutsch und dann auf Englisch.
Foto: Jens Effkemann