Jetzt sollte doch eigentlich Frühling sein!
Auf ein Wort
Jetzt sollte doch eigentlich Frühling sein! Den Zugvögeln sollte man jetzt wieder begegnen. Und es sollte wieder nach Blüten riechen und dem ersten frisch gemähten Gras! Gut, die Allergiker unter uns sehen es anders. Aber warm dürfte es doch wieder sein. Und ganz viel Licht! Damit wir herausgelockt werden und Sonne tanken. Und die Grillsaison sollte eröffnet werden. Kinder sollten wieder draußen „tollen“, wie man früher sagte. Aber die Zeit ist nicht toll. Es scheint, wir sind von allen guten Geistern verlassen. Missmut, Traurigkeit, Ängste, Keller voller Sonnenblumenöl und Mehl, aber das Herz leer. Keine Frühlingsgefühle. Dabei surrt und gurrt es in der Natur, als wäre nichts gewesen. Keine Zeitenwende. Vögel brüten, Eichhörnchen buddeln die Nüsse aus, die ihre Kollegen im Herbst vergraben haben. Raffiniert, die Kleinen. Man müsste mal rausgehen. Aber wozu? Irgendwann kehrt man zurück in die eigenen vier Wände. Trostlos. Den Fernseher besser nicht einschalten. Das Internet zu erfinden, war vielleicht auch keine gute Idee. Von allen guten Geistern verlassen.
Jetzt sollte doch eigentlich Frühling sein! Das dachten auch die beiden Freunde, die unterwegs waren von Jerusalem nach Emmaus. Ausgebrannt und hoffnungslos. Jesus, auf den sie doch gesetzt hatten, am Kreuz gestorben. Das war es dann. Immerhin, sie waren aufgebrochen. Weg vom Ort der Traurigkeit. Mal eine Wanderung machen. Und dann ging da plötzlich ja ein dritter Mensch mit. Keine Ahnung, wo der herkam. Wie ein Geist war er aufgetaucht. Und hörte sich die Hoffnungslosigkeit der beiden an. Hielt sie mit aus. Und hielt sie dann fest. Am Abend als sie einkehrten. Und aßen und nicht mehr alleine waren. Und dann war da doch Frühling. Obwohl die Nacht begann und die Beine noch nach der beschwerlichen und aufregenden Wanderung weh taten. Dieser gute Geist da unterwegs war Jesus selbst gewesen. Sachen gibt es, wenn man mal aufbricht und sich nicht in den eigenen vier Wänden verkriecht! Die Geschichte steht in der Bibel: Lukasevangelium Kapitel 24. Einfach mal ins Internet gucken. Was man da nicht alles entdecken kann!
Pfarrer Detlev Schuchardt, Evangelische Kirchengemeinde Bad Lippspringe
Der Beitrag ist erschienen in der Reihe „Auf ein Wort“ in der Neuen Westfälischen Paderborn am Freitag, 8. April 2022.