Neue Kunst in alten Räumen

Seit 25 Jahren Communicare-Ausstellung mit moderner Kunst in der Kirche Maria im Weinberg

Künstler Ernst Thevis (l.) und Projektinitiator Pfarrer Karl-Heinz Bartsch aus Warburg. Foto: Burkhard Battran

Künstler Ernst Thevis (l.) und Projektinitiator Pfarrer Karl-Heinz Bartsch aus Warburg.
Foto: Burkhard Battran

Von Burkhard Battran

Warburg. Ausgebildet wurde er als Architekt, im Herzen aber ist er Bildhauer. Sein Geld verdient er als Hochschulprofessor. Seit über 20 Jahren hält Ernst Thevis (60) aus Detmold an der Technischen Hochschule OWL den Lehrstuhl für Plastisches Gestalten. In seiner eigenen Kunst sprengt Thevis die Grenzen zwischen Räumen und Körpern. „Plastiken brauchen Platz, verdrängen Raum und erzeugen doch gleichzeitig neue Räume“, sagte der Künstler. Ernst Thevis ist Holzbildhauer. In seinen Plastiken verwandelt Thevis massive Blöcke in luftige Bänder und Schleifen.

Jetzt zeigt Ernst Thevis erstmals in Warburg eine Auswahl von rund 20 Arbeiten in der evangelischen Kirche Maria im Weinberg. Bis zum 31. Oktober sind sie im Ausstellungsprojekt „Communicare“ zu sehen, das der inzwischen im Ruhestand befindliche Warburger evangelische Pfarrer Karl-Heinz Bartsch (70) 1996 ins Leben gerufen hat und das in diesem Jahr sein 25-jähriges Jubiläum feiert. „Maria im Weinberg ist ein sehr altes Kirchengebäude, dem ich mich schon immer sehr verbunden fühle, und mit dem Communicare-Projekt wollte ich die historische Substanz mit der modernen Kunst in einen Austausch bringen und natürlich auch dazu beitragen, dass die Gemeinde ihre Kirche mit anderen Augen betrachtet und aus neuen Perspektiven erlebt“, erläutert Pfarrer Bartsch.

Eine Holzplastik wie ein Knotengewühl unter einem Fenster im Nordschiff der Kirche. Foto: Burkhard Battran

Eine Holzplastik wie ein Knotengewühl unter einem Fenster im Nordschiff der Kirche.
Foto: Burkhard Battran

Die Warburger evangelische Kirche Maria im Weinberg wurde im 13. Jahrhundert im spätromanischen Stil erbaut und ist eine ehemalige Klosterkirche der Dominikaner. Die dortigen Communicare-Ausstellungen finden alle zwei Jahre in den geraden Jahren statt. Eigentlich war die Ausstellung mit Ernst Thevis schon für das letzte Jahr geplant, hatte aber Corona bedingt verschoben werden müssen. Es ist die insgesamt 13. Communicare-Ausstellung. Durch die Verschiebung fällt sie nun exakt mit dem 25-jährigen Bestehens der Communicare-Aktion zusammen.

Ernst Thevis stammt aus Oberndorf am Neckar. Nach dem Abitur hat Thevis zunächst an der Schnitzschule in Berchtesgaden eine Holzbildhauerlehre absolviert. Es folgte ein Architekturstudium in Aachen und ein Studium der Bildhauerei sowie ein Gaststudium an der Kunstakademie Düsseldorf. Danach war Thevis Assistent am Lehrstuhl für Plastik an der Hochschule in Aachen. 1998 folgte die Berufung zum Professor für Plastische Gestaltung an der Technischen Hochschule OWL. 2001 und 2005 war Thevis Gastdozent an der TU Delft und der Akademie van Bouwkunst Arnhem in den Niederlanden. Seine umfangreiche Ausstellungstätigkeit hat Ernst Thevis schon einmal in den Kreis Höxter geführt. Vor 20 Jahren hat Ernst Thevis bei der Stiftung Europäischer Skulpturenpark Willebadessen im ehemaligen Kloster in Willebadessen ausgestellt.

Das Taufbecken der Kirche in Verbindung mit einer fließenden Skulptur von Ernst Thevis. Foto: Burkhard Battran

Das Taufbecken der Kirche in Verbindung mit einer fließenden Skulptur von Ernst Thevis.
Foto: Burkhard Battran

In der Auswahl seiner Holzstämme ist Thevis nicht wählerisch. „Das Material bekomme ich von heimischen Betrieben oder auch Freunden und dann arbeite ich mich mit unterschiedlichen Werkzeugen von der Kettensäge bis zum feinen Schnitzmesser durch das Holz“, erklärt der Künstler.

Träger der Communicare-Ausstellungsreihe ist die Evangelische Kirchengemeinde Altkreis Warburg in Verbindung mit dem Netzwerk Klosterlandschaft OWL und dem Kulturforum Warburg mit freundlicher Unterstützung der Vereinigten Volksbank.

Verlässlich geöffnet ist die Ausstellung an den Wochenenden bis Ende Oktober samstags von 15 bis 17 Uhr und sonntags jeweils nach dem Gottesdienst von etwa 11.30 bis 17 Uhr.