Wer trägt die Last?

Mittendrin

Pfarrer Dr. Eckhard Düker. Foto: Diana-Jill Mehner

Pfarrer Dr. Eckhard Düker. Foto: Diana-Jill Mehner

Kennen Sie die „Lastenhandhabungsverordnung“? Sie regelt im Rahmen des Arbeitsschutzes „die manuelle Handhabung von Lasten, die aufgrund ihrer Merkmale … für die Beschäftigten eine Gefährdung für Sicherheit und Gesundheit, insbesondere der Lendenwirbelsäule, mit sich bringt.“ Was im Bereich körperlicher Lasten gesetzlich verordnet ist, hat für seelische Lasten keine Entsprechung: Wenn jemand um einen geliebten Menschen trauert. Wenn jemand eine körperliche oder psychische Krankheit zu tragen hat. Wenn sich jemand Sorgen macht um das Schicksal von Angehörigen oder Freunden. Für solche Belastungen gibt es keinen gesetzlichen Schutz. Dann kommt es darauf an, Menschen zu finden, die mithelfen, Lasten zu tragen.

Wie können wir „ent-lastet“ werden? Manchmal hilft es schon, zu wissen, dass ich mit meinen Sorgen nicht allein bin. Dass jemand an mich denkt oder für mich betet. Manchmal bin ich froh, wenn jemand mit mir gemeinsam eine Last schultert. Manchmal brauche ich auch jemanden, der mir eine Belastung abnehmen kann, wie bei einer Wanderung, wenn mir mein schwerer Rucksack abgenommen wird. Es heißt: „Glück verdoppelt sich, wenn man es teilt.“ Lasten werden leichter, wenn man sie teilt.

„Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“ (Galater 6, Vers 2) So lautet das biblische Wort für den vergangenen Sonntag. Die Aufforderung des Apostels, Lasten zu tragen, ist mehr als eine sprichwörtliche Erkenntnis. Sie berührt den Kern des christlichen Glaubens. Der „mit-leidende“ Christus hat die Last der Schuld und Sünde der Menschen getragen, um ihnen durch seinen Tod und seine Auferstehung einen neuen Anfang zu ermöglichen. Sein Vorbild ermutigt die Christen, sich gegenseitig zu helfen, auch Lasten zu tragen, die nicht in Kilogramm gemessen werden können. Und es wirkt sich aus im Umgang der Menschen untereinander in einer Gesellschaft, in der die Lasten sehr unterschiedlich verteilt sein können.

Pfarrer Dr. Eckhard Düker, Abdinghof-Bezirk der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Paderborn

Der Beitrag ist erschienen im Westfälischen Volksblatt Paderborn am Samstag, 1. Juli 2023.