Abschied vom Kirchhaus Rimbeck
So geht es weiter und warum die Warburger Gemeinde trotzdem stolz sein darf

Die Osterkerze voraus, werden die liturgischen Gegenstände aus dem Kirchhaus in Rimbeck
entfernt.
Foto: Burkhard Battran
Von Burkhard Battran
Rimbeck. Die schwere Eichentür ist abgeschlossen. Im Torbogen prangt noch die blaue Raute mit dem weißen Kirchensymbol. Das Kirchhaus in Rimbeck der Evangelischen Kirchengemeinde Altkreis Warburg war sogar eine verlässlich offene Kirche. „Unsere Kirchhaus in Rimbeck, das ist immer eine kleine Insel inmitten einer katholischen Region gewesen, aber es war eine Insel mit einer sehr lebendigen Gemeinde“, sagt Superintendent Volker Neuhoff. 145 Jahre lang, seit 1880 wird hier die Frohe Botschaft verkündet.
Für viele Menschen ist das Kirchhaus in Rimbeck bis heute aber auch ein Zuhause. „Ich bin hier getauft worden und habe hier geheiratet, mein ganzes Leben bin ich hier zur Kirche gegangen, dieser Tag kostet mich wirklich viele Tränen“, sagt Gemeindemitglied Kirsten David (54) aus Rimbeck.
„Bewahre uns Gott, behüte uns Gott, sei mit uns auf unsern Wegen“, ist ein sehr tröstliches Lied, dem man seine Moll-Tonart gar nicht anmerkt. Diesmal erklang es jedoch als regelrechter Trauermarsch. Auch wenn bei Organist Klaus Niggemann keine Tränen flossen, so konnte man doch hören, wie nah ihm dieser Moment ging, dass dieses Lied das letzte sein soll. „Seit 1988 spiele ich auf dieser Orgel und sie wird mir sehr fehlen, denn es ist ein sehr schönes historisches Instrument mit einem ganzen eigenen Charakter und einem wunderbar weichen Klang“, sagt der Kirchenorganist, der seit 38 Jahren im Dienst der Gemeinde steht.

Organist Klaus Niggemann spielt seit 38 Jahren die Orgel im Rimbecker Kirchhaus. Nun greift er
hier zum letzten Mal in die Tasten.
Foto: Burkhard Battran
Mit einem Abschlussgottesdienst ist nun das Kirchhaus entwidmet worden. Auch wenn das alte Kirchhaus geschlossen werden muss, bleibt die evangelische Gemeinde in Rimbeck präsent. „Wir werden unseren Gottesdienst künftig im Pflegeheim Haus Phöbe feiern“, erklärt Pfarrerin Patrizia Müller. Damit die Gemeinde einen Eindruck bekommt, wie sich so ein Gottesdienst in dem Multifunktionsraum der von der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen getragenen Einrichtung anfühlt, wurde nach den Fürbitten zur Abendmahlfeier der Standort gewechselt. In einer Prozession wurden die liturgischen Gegenstände ins Haus Phöbe getragen, um dort den Gottesdienst fortzusetzen. „Es sagt sich so leicht, dass es ja nicht auf den Raum ankommt, sondern wie wir ihn füllen, aber unser Kirchhaus, das hat so viel Geschichte geatmet und hat uns Heimat gegeben, dass das Loslassen schwerfällt“, sagt auch Presbyterin Doris Kuhlke. Zumindest aber gibt es in Haus Phöbe auch eine über 80 Jahre alte, wahrhaft evangelisch klingende Orgel, auch wenn sie an die Kirchhaus-Orgel nicht heranreicht.
„Die Schließung einer Kirche ist immer ein schwieriger Prozess, aber die Altkreis-Kirchengemeinde hat diese Aufgabe vorbildlich gelöst, indem sie sich wirklich engagiert für die bestmögliche Lösung eingesetzt hat“, betont der Superintendent. Umso tröstlicher ist der Gedanke, dass das Kirchhaus in Rimbeck als Kirche erhalten bleibt. „Es ist noch nichts unterschrieben, darum kann ich nur vorsichtig andeuten, dass die Chancen gut stehen, dass künftig eine freikirchliche evangelische Gemeinde dieses Kirchhaus weiter nutzen wird“, kündigt Pfarrerin Patrizia Müller an. Es wäre ja auch zu schade, wenn dieses schöne kleine Kirchlein verschwinden würde, das in fünf Jahren sein 150-jähriges Bestehen feiert. Und wenn Kirsten David die Sehnsucht nach „ihrer“ Kirche überkommt, wird es ihr die Gemeinde sicher nachsehen, wenn sie auch mal mit den Freichristen Gottesdienst feiert.
Einmal im Monat gibt es zukünftig im Haus Phöbe immer am ersten Dienstag im Monat um 9.45 Uhr einen Gottesdienst mit Abendmahl. An den anderen Dienstagen wird zur selben Zeit eine Andacht gefeiert.