Auf der Suche nach einer neuen Struktur
Synode des Ev. Kirchenkreises Paderborn nimmt das Jahr 2035 in den Blick

Die Synode des Evangelischen Kirchenkreises tagte im Paderborner Martin-Luther-Zentrum.
Foto: EKP/Oliver Claes
Paderborn/Kirchenkreis (ekp/cla). Rund 100 Abgeordnete aus den Kirchengemeinden und den gemeinsamen Diensten waren zur Synode des Evangelischen Kirchenkreises Paderborn zusammengekommen. Sie vertreten 71.000 evangelische Christinnen und Christen in 13 Kirchengemeinden in den Kreisen Höxter und Paderborn. Noch sind das die vertrauten Strukturen, aber auf der Tagung des Leitungsgremiums im Paderborner Martin-Luther-Zentrum mit dem Schwerpunktthema Transformation wurde deutlich, dass der Kirchenkreis in zehn Jahren anders aussehen muss.
Die alten Bilder von Kirche ließen sich nicht in die Zukunft übertragen, machte Superintendent Volker Neuhoff deutlich: „Das Vergangene hatte seine Zeit – und sie war in vielen Teilen gut und hat gutgetan. Ich kann aber nicht davon ausgehen oder gar verlangen, dass alles so bleibt, wie es war.“ Neuhoff sieht den Kirchenkreis im größten Veränderungsprozess seit dem Zweiten Weltkrieg. Es ginge nicht mehr um Optimierungen. .„Es ist unsere Aufgabe, Kirche ganz neu zu denken“, betonte der Superintendent.
Die Situation der Kirche biete etliche Anhaltspunkte zu Verzagtheit und Resignation, so Neuhoff. Das könne den Blick verstellen auf das Positive und Verheißungsvolle. Als Beispiele für Aufbrüche nannte er den „Dome“, die mobile Jugendkirche im Kirchenkreis, die großen Tauffeste an Emmer, Weser und Pader und den Besuch einer Jugenddelegation aus dem Partnerkirchenkreis Kusini B in Tansania.
Neue Strukturen könnten eine Verbesserung bewirken, fasste Synodalassessor Gunnar Wirth die aktuellen Berichte aus den Arbeitsbereichen, Synodalbeauftragungen und Ausschüssen zusammen. Wichtig sei es, die Situation, Probleme und schlechte Rahmenbedingungen realistisch wahrzunehmen, aber auch zu sehen, was gut laufe.
Prüfauftrag zu den Kitas
Zurzeit gibt es im Kirchenkreis Paderborn 16 evangelische Kindertageseinrichten, elf gehören zum Kita-Verbund des Kirchenkreises, fünf befinden sich in Trägerschaft der Kirchengemeinde Paderborn. Die Kitas seien vom Land NRW nicht auskömmlich finanziert, und bei der anstehenden Revision des Kinderbildungsgesetzes (KiBiz) sehe es nicht nach einer Veränderung aus, machte Pfarrerin Elke Hansmann, Synodalbeauftragte für Kindertageseinrichtungen, deutlich. Inzwischen würden die Einrichtungen mit der Mindestpersonalausstattung arbeiten. Das sei eine starke Belastung für die Mitarbeitenden und werde den Kindern und Familien nicht gerecht, so Hansmann. „Die evangelischen Kitas sind wichtige kirchliche Orte, sie stellen einen Schatz in der kirchlichen Arbeit dar“, sagte die Synodalbeauftragte und betonte zugleich: „Im Bereich der Kitas agieren wir ständig am Limit. Die Finanzmittel, die wir aufbringen müssen, werden weiter steigen.“
Auf der Synode im November soll ein Beschluss zur Zukunft der Kitas gefasst werden. Die Diskussion verfolgten viele interessierte Mitarbeitende und Eltern. Christina Herzog vom Elternbeirat der Kita Himmelszelt in Paderborn erhielt Gelegenheit, die Position der Eltern vorzutragen. „Die evangelische Kita ist oft der erste Kontakt für Familien mit dem christlichen Glauben. Sie erleben Kirche offen und alltagsnah.“ Der christliche Glaube in den Kitas sei kein Kostenfaktor, sondern ermögliche eine Beziehung zur Kirche, machte sie sich für den Erhalt der Trägerschaft stark. Nach ausführlicher Diskussion beschloss die Synode, einen Prüfauftrag zu erteilen. Der Kreissynodalvorstand soll bis zur Novembersynode Sondierungsgespräche mit einem möglichen Träger „aus der evangelischen Familie“ führen, mit dem Ziel, eine „substanzielle Einsparung von Kirchensteuern“ zu erreichen.
Wahlen
Auf der Synode standen Wahlen, unter anderem für den Kreissynodalvorstand an. Die Synodalen wählten Pfarrerin Patrizia Müller (Kirchengemeinde Altkreis Warburg), bisher stellv. Scriba, zur neuen Scriba. Sie folgt auf Pfarrer Wolfgang Neumann, der am 13. Juli in einem Gottesdienst in Nieheim in den Ruhestand verabschiedet wird. Zur neuen stellv. Scriba wurde Pfarrerin Almuth Reihs-Vetter (Erlöser-Kirchengemeinde am Sintfeld) gewählt. Die Scriba ist unter anderem zuständig für die Protokolle der Synoden. Als neuer 5. stellv. Synodalältester wurde Presbyter Dr. Gerhard Broer (Christus-Kirchengemeinde Emmer-Nethe) gewählt.
Transformation
„Die klassische Kirchengemeinde wird in Kürze ihre Aufgaben nicht mehr erfüllen können. Es muss ein neues System geben“, machte Synodalassessor Gunnar Wirth die Herausforderungen deutlich. Es solle ein Beratungsprozess angestoßen werden und bis 2027 geklärt sein, wie eine neue Struktur aussehen kann. Nach intensiver Auseinandersetzung mit dem Thema beschlossen die Synodalen, den Prozess extern begleiten zu lassen und richteten eine Arbeitsgruppe ein. Diese soll mit dem Kreissynodalvorstand bis zur nächsten Tagung einen Arbeitsauftrag zur Organisationsentwicklung formulieren.
Das Schwerpunktthema Transformation zog sich durch die gesamte Synode. Die Pfarrerinnen Friedhilde Lichtenborg (Krankenhausseelsorge) und Dorothea Wahle-Beer (Telefonseelsorge) betonten die Bedeutung der spezialisierten Seelsorge, die sich an Menschen in der Krise wende. Sie sei „Muttersprache“ und Zukunft der Kirche. Im Transformationsprozess müsse es auch darum gehen, diese zu sichern. In seiner Predigt im Gottesdienst zu Beginn hatte Pfarrer Wolfgang Neumann dazu aufgerufen, hinzusehen, wo Gott etwas Neues entstehen lasse, dazu miteinander zu reden und gemeinsam zu handeln.

Mit dem Schwerpunktthema Transformation beschäftigten sich die Synodalen in Arbeitsgruppen, hier moderiert von Pfarrer Claus-Jürgen Reihs (r.).
Foto: EKP/Oliver Claes